Jahrestagung 2024 der Pastoralkonferenz Aargau

Jahrestagung der Pastoralkonferenz Versammlung

Mutmacher und Inspirationen – auf der Suche nach neuen Wegen für eine Kirche von morgen

Die Jahrestagung der Pastoralkonferenz Aargau stand am 20. November 2024 in der Propstei Wislikofen unter dem Motto des Mutmachens und der gegenseitigen Inspiration. In einer Zeit kollektiver Depressionen, kirchlich und auch gesellschaftlich, sehnen viele die «gute alte Zeit» zurück. Doch diese ist vorbei, Stehenbleiben keine Option. So zeigten die Referentin Priorin Irene vom Kloster Fahr und drei Workshop-Leitende, wie es gelingt, kreativ und innovativ die Zukunft zu gestalten, getragen von den christlichen Tugenden der Hoffnung und des Vertrauens.

Priorin Irene Gassmann berichtete in ihrem Referat von der Zukunfts-Suche ihrer Klostergemeinschaft, von Erfahrungen und Widerständen, von geglückten Formaten und gescheiterten Projekten – aber immer mit dem Ziel und dem Engagement für eine gleichwürdige, gleichberechtigte Kirche.

«Die beste Zeit ist immer jetzt.» antwortet Priorin Irene, wenn sie gefragt wird, wann denn die beste Zeit im Kloster war. Sie zitierte aus dem Gebet der ehemaligen Klosterschwester Silja Walter:

Wir bleiben, weil wir glauben. Zu glauben und zu bleiben sind wir da, – draussen am Rand der Stadt.

Dabei ergänzt Priorin Irene: «Bleiben ist nicht zu verwechseln mit Sitzenbleiben, sich einzurichten oder die Arme in den Schoss zu legen und abzuwarten. Nein, «Bleiben» heisst für mich weitergehen, sich den Herausforderungen stellen und daran wachsen.»

Priorin Irene Gassmann, aus dem Kloster Fahr bei der Pastoralkonferenz
Priorin Irene Gassmann

Dass Frauen das Kloster führen und eine Kommunion hinter dem Altar lesen, mache etwas mit der Gemeinschaft, sie werde gestärkt, erzählt sie. Widerstand gab es nur aus der Bevölkerung, die nicht fassen konnte, dass ein Kloster ohne Mann geführt werden kann. Eine Erfolgsgeschichte war die Bäuerinnenschule, die jedoch 2013 nach 70 Jahren auf ihrem Höhepunkt aus personellen und finanziellen Gründen geschlossen werden musste. Ein Loslassen von Liebgewonnenem gehört auch zu den Benediktinerregeln. Sie erinnert daran, wie inspirierend die Arbeit mit den in 4000 in diesen Jahren ausgebildeten jungen Frauen war, die Schwestern blieben so am Puls der Zeit, und konnten z.B. die Moden mitverfolgen. Zum grossen Abschlussfest kamen 1200 Ehemalige zusammen, 13 Schülerinnen blieben als Nonne, eine davon war Priorin Irene selbst.

Mit dem Projekt «Erfahrbar» kam neues Leben ins Kloster in Form von Mehrgenerationen-Wohnen für Menschen, die Spiritualität leben wollen. Basierend auf den Benediktinerregeln haben diese dazu ihre eigenen Leitsätze formuliert fürs Zusammenleben neben und gemeinsam mit den Klosterschwestern.

Jahrestagung der Pastoralkonferenz

Die Nachfrage nach Auszeiten sei hoch, erzählt die Priorin. Klöster haben eine Faszination, etwas Geheimnisvolles, sind an einem schönen Ort, bieten aber mehr, sind Lebensorte. Menschen sind auf der Suche nach Glück, nach innerem Frieden, nach Ordnung – gerade in diesen unsicheren Zeiten. Die Tagesordnung mit dem vorgegebenen Rhythmus kann helfen, wieder in die innere Mitte zu finden. «Hier habe ich erfahren, dass der Himmel der Erde näherkommt» meinte eine Besucherin nach ihrem Abschied nach einigen Tagen im Kloster.

Den rund 60 Teilnehmenden gab Priorin Irene mit auf den Weg, wie wichtig es ist, eine Vision zu haben und Vertrauen, dass durch Veränderung mehr geschaffen wird als im Verharren des Ist-Zustands.

Workshop-Ateliers

Danach machten sich die Teilnehmenden in drei Workshop-Ateliers auf die Suche nach neuen Wegen für die kirchlichen Räume im Aargau.

Antonia Hasler, Theologin und Bistumsregionalverantwortliche des Bistums Basel, führte in das Arbeitsinstrument «PEP to go» ein, das der Weiterentwicklung des Pastoralen Entwicklungsplans (PEP) dient. Angesichts der aktuellen Herausforderungen hat dieses Instrument das Ziel, über den Kulturwandel in der Kirche und nötige Veränderungsprozesse miteinander ins Gespräch zu kommen.

Antonia Hasler, Bistumsverantwortliche mit der Broschüre Pep to go
Peter Michalik, Fachmitarbeiter Bildung und Propstei

Claudia Mennen, Theologin und stellvertretende Geschäftsführerin Allianz Gleichwürdig Katholisch, nahm die Teilnehmenden mit auf den Weg dieser gesamtschweizerischen, reformkatholischen Organisation, die sich als offene Projektgemeinschaft versteht, und ihrer Vision einer römisch-katholische Kirche, die synodal, transparent und partizipativ ist, den Grundsatz #GleicheWürdeGleicheRechte lebt, sich für Solidarität und Gleichwürdigkeit einsetzt, Macht und Verantwortung teilt und gegen Missbrauch vorgeht.

Peter Michalik, Religionspädagoge und Eheberater der Fachstelle Bildung und Propstei der Römisch-Katholischen Kirche im Aargau erarbeitete mit den Teilnehmenden Impulse für eine familienfreundliche Raumgestaltung. Denn Räume lassen den Geist erahnen, der in ihnen wirkt. Sie sind Botschafter und sprechen eine deutliche Sprache. Eine familienfreundliche Raumgestaltung ist Signal und Glaubwürdigkeitszeichen zugleich für gelebte Gastfreundlichkeit! Hier finden Sie weitere Informationen und Tipps zur familienfreundlichen Raumgestaltung.

Broschüre: Familienfreundliche Raumgestaltung