8. Kapellenwanderung rund um Bad Zurzach

Im Zentrum der diesjährigen Kapellenwanderung standen heilige Frauen: Im Verenamünster und in der Burgkapelle begegnete den über 40 Teilnehmenden die Heilige Verena mit ihren Lebensspuren. Und auf dem Achenberg wurden die Pilgerinnen und Pilger in der Loretokapelle von der Schwarze Madonna empfangen. Die Route führte weiter zum Pestkreuz und zum ökumenischen Zentrum Trotte in Rekingen, bevor sie im Römischen Kastell «Tenedo» und der Burgkapelle in Bad Zurzach mit einem spirituellem Schluss und Umtrunk endete.

Die Fachstelle Bildung und Propstei der Römisch-Katholischen Kirche im Aargau lud am Samstag, 16. September 2023 zur 8. Kapellenwanderung ein. Zum Start führte Domenica Continisio Holenstein durch das Verenamünster in Bad Zurzach. Bereits im 5. Jahrhundert stand dort eine Kirche mitten auf einem römischen Gräberfeld, weswegen sogar die Römerstrasse verlegt werden musste. Die Strasse beschreibt bis heute einen Bogen um den Kirchenbezirk, was die Bedeutung dieses Ortes aufzeigt. Im Kirchenschiff des Verenamünsters konnten die zwölf Tafelbilder des Zuger Malers Kaspar Letter besichtigt werden, auf denen das bewegte Leben der Heiligen Verena dargestellt ist. Sie lebte wohl gegen zwei Jahrzehnte in Zurzach und stellte sich ganz in den Dienst der Kranken und Notleidenden. Die Gruppe durfte auch hinter das Chorgitter und den imposanten Altaraufbau bestaunen, der komplett aus Holz gefertigt ist, auch wenn er von weitem so aussieht, als seien insbesondere die Heiligenstatuen aus glänzendem Marmor. Dass es sich dabei um eine Holzkulisse handelt, sieht man spätestens, wenn man durch die versteckten Altartüren auf die naturbelassene Rückseite schauen kann. In diesem Hinterraum versteckt sich auch das berühmte Wandgemälde der Heiligen Verena, das aus dem Kirchenraum nur durch eine Aussparung im Altar gesehen werden kann. Danach ging es in die Krypta unter dem Chorraum. In dieser kleinen Kapelle mit gebogenen Säulen befindet sich das Grab der Heiligen Verena, dessen Sargdeckel aus Stein nach ihr gestaltet ist. In der einen Hand trägt sie ein Krüglein und in der anderen einen Kamm.

Nach einem gemeinsamen Lied und Segen führte Pilgerleiter Dr. Bernhard Lindner die Wanderinnen und Wanderer auf den Achenberg zur Loretokapelle, die 1662 eingeweiht wurde. Sie ist eine Nachbildung der Santa Casa von Loreto in Italien, der Legende nach das Haus, in dem Maria, die Mutter Jesu, aufwuchs und einem der grössten Wallfahrtsorte der Christenheit. Auch die beiden gegenseitigen Türen im hinteren Teil der Kapelle entsprechen dem Original, ebenso lehnen sich die Wandbilder an die Fresken in Loreto an. Ein kleiner Anbau ist dem hl. Josef geweiht. Ein Gemälde über dem Altar zeigt die Vermählung von Josef und Maria vor dem Hohepriester. Anlässlich einer Renovation 1965 verschwand der Altaraufbau von 1864 samt der schwarzen Madonna. Der heutige Altar kam erst 1970 in die Kapelle und stand früher in der Klingnauer Stadtkirche. Er enthielt zwar eine schöne Marienfigur, doch eben keine schwarze Madonna, die von den Gläubigen so vermisst wurde. An Mariä Himmelfahrt 2005 erfüllte sich deren Wunsch: Eine neu geschaffene schwarze Madonna wurde während des Gottesdienstes gesegnet und im Altar eingefügt.

Nach der Mittagsstärkung besuchte die Wanderschar das Pestkreuz und den Aussichtspunkt «Rheinblick» bevor es auf der anderen Seite Richtung Rekingen zur ökumenischem Zentrum Trotte ging. Früher wurden in diesem Gebäude Trauben gepresst, heute finden in diesem historische Bau aus dem 18. Jahrhundert oberhalb von Rekingen kirchliche und weltliche Anlässe statt. Er wurde als Ersatz für die aufgehobene Kapelle gemeinsam von den Katholiken und Reformierte umgebaut und 1980 in unzählige Stunden Fronarbeit fertiggestellt, wie Stefan Günter, Pfarreiseelsorger Wislikofen-Kaiserstuhl erzählte.

 

Dem Rheinufer entlang ging es dann zurück zum Römerkastell Tenedo (dem alten keltischen Namen von Bad Zurzach), das den Rheinübergang nach Süddeutschland bewachte. Innerhalb des Kastelles haben Archäologen eine kleine christliche Kirche und ein Taufbecken, das wohl älteste in der weiten Umgebung, gefunden. Es ist heute durch eine schwere Glasplatte geschützt. Zum Schluss traf sich die Gruppe in der Burgkapelle zur gemeinsamen Besinnung und zum Umtrunk. Was gut passte, denn nach Überlieferungen fanden Hirten im Jahr 960 auf diesem Areal ein Gefäss, das für das Krüglein der Heiligen Verena gehalten wurde. Zum Gedenken an die Auffindung des Krügleins, das zu den Attributen der Heiligen zählt, errichtete man dort auf dem Kirchlibuck die Burgkapelle.

 

Leitung und Begleitung
Dr. Bernhard Lindner, Theologe, Lebenspilger, Supervisor BSO; Fachstelle Bildung und Propstei
Stefan Günter, Pfarreiseelsorger Wislikofen-Kaiserstuhl
Domenica Continisio Holenstein, Lehrerin, Führung Verenamünster und Burgkapelle

Text und Fotos
Jeannette Häsler Daffré, Kommunikationsbeauftragte, Römisch-Katholische Kirche im Aargau