Mit Maria von Magdala zu Tisch "Gleiche Würde, gleiche Rechte"
Was als neugieriger Austausch begann, wurde zu etwas Besonderem: Eine offene Gruppe hat sich mit Maria von Magdala beschäftigt – ihrer Rolle, ihrer Geschichte, ihrer Kraft. In einer «Abendmahlfeier» wurden Lieblingstexte vorgelesen, Gedanken geteilt und daraus ist ein ganz eigener Gottesdienst entstanden – persönlich, berührend und inspirierend, würde- und stimmungsvoll begleitet vom Spring String Quartett, durchgeführt vom Katholischen Frauenbund Baden-Ennetbaden und der Pfarrei Baden.
«In dieser liturgischen Feier teilen wir Gedichte und Gebete. Sie sind uns Lebens-Mittel wie Brot und Wein, die wir am gemeinsamen Tisch segnen und miteinander teilen.»
Mit liturgischen Feiern vor der Kirchentür hat es begonnen, ab 2025 setzen wir im Aargau einen neuen Schwerpunkt.
In der Sebastianskapelle ist der lange Tisch mit weissem Tischtuch einladend geschmückt. Blümchen vom Wegrand – die wohl letzten vor Herbsteinbruch – in winzigen Gläslein; ein paar dicke helle Kerzen, an jedem Platz das farbige Lied- und Textheft, eigens für den heutigen Abend erstellt. Am Tischende sitzen die vier Streicher vom «String Spring Quartett» bereit, uns zu empfangen.
Aber das wissen die Frauen, die Vorplatz und Treppe der Sebastianskapelle langsam beleben, noch nicht. Von Baden kommen sie – ja – aber auch sehr wohl von der näheren und weiteren Umgebung. Die Reihe der Gottesdienste mit Maria von Magdala scheint bekannt zu sein; einige haben selber schon Feiern in dieser Form gestaltet, dies zeigt sich in den kurzen Gesprächen. Interesse und Vorfreude sind spürbar. Auch heute soll ein Zeichen gesetzt werden: Wir wollen Veränderung in der Kirche. Deshalb sind wir heute Abend da.
Leise Töne aus dem Kapelleninnern laden uns ein, einzutreten. Das Quartett aus Oberösterreich spielt recht sanft und freundlich, heisst uns willkommen und bedeutet uns auf diese Weise, uns zu setzten.
Was wir heute feiern, hören wir, lesen es ev. im Heft nach und haben Zeit, über jeden der drei Gedanken in Stille, nachzudenken. Begleitet von leisen Saitentönen «unseres» Quartettes.
Die Würde zu verkündigen – unsere prophetische Berufung. Gott traut uns viel zu.
Die Würde, heilsam zu wirken – unsere priesterliche Berufung. Gott bemächtigt uns dazu.
Die Würde zu leiten – unsere königliche Berufung. Gott schenkt uns die Kraft.
Diese Gedanken lassen aufhorchen, weil ja wir, die hier sitzen, gemeint sind. Sie weiten unser Herz und sind uns gleichzeitig Auftrag: Verinnerliche deinen Glauben und lebe ihn.
(Die obigen Sätze könnten auch an den versuchten Aufbruch der Kirche beim Zweiten Vatikanischen Konzil mit Papst Johannes XXIII. erinnern. Damals sprach man etwas prosaischer vom «Allgemeinen Priestertum».)
Aber nach dem Hören des Evangeliums von Johannes, wo wir mit Maria von Magdala ihr freudiges Erschrecken beim Erkennen von Jesus miterleben, geben die Musiker alles, um der Dramatik dieser intensiven Begegnung gerecht zu werden. – Ergreifend.
Das Lied aus Taizé «Meine Hoffnung und meine Freude» wärmt unser Herz. Mit ihrer Musik verstärken die Streicher dieses Gefühl. Wir singen das tröstende Lied immer wieder nach jedem der aus dem Textheft vorgelesenen Gedichte, ausgewählt von jenen, welche den Abend vorbereitet haben. Es wird innig, es wird stimmig. Wir sehen, da sind berechtigte Wünsche, da sind Vorstellungen von einer Kirche, die noch Potential hätte, Potential hat.
Wir sind bereit, mitzugestalten, dies zeigen und tun wir genau jetzt. Der Jazz-Rock der Streicher befördert dieses Wollen in aufmüpfiger, aber auch sehnsüchtiger, betrachtender Weise.
Mit dem Donnerstagsgebet bereiten wir uns auf das Segensgebet über Brot und Wein vor. Gemeinsam essen wir nach der Segnung die Brötchen und trinken wir den Wein, untermahlt von der dichten Musik der Musiker Christian, Marcus, Julian, Stephan.
Mit einem kurzen Dankgebet schliessen wir den Abend ab:
Danke, dein Heil kennt keine Schranken.
Danke, ich halte mich fest daran.
Danke, ach Gott, ich will dir danken, dass ich danken kann.
Ein grosses Danke!
Langsam verabschieden sich die Teilnehmenden. Danke herzlich euch allen für euer Dabeisein, für euer Mitgehen!
Einen Riesenblumenstrauss an das «String Spring Quartett»! Ihr habt unseren Gottesdienst mit Eurer Musik sozusagen mitgefeiert und ihr habt ihn farbiger werden lassen.
Und dir, lieber Alois Metz, danken wir für deine Initiative zu diesem Abend und für deine feinfühlige, kompetente Begleitung beim Vorbereiten.
Text: zVg kath. Frauenbund Baden-Ennetbaden
Fotos: Jeannette Häsler Daffré, Röm.-Kath. Kirche im Aargau