Am Mittwoch, 9. November 2022, tagte das Parlament der Römisch-Katholischen Landeskirche des Kantons Aargau im Grossratssaal in Aarau zum letzten Mal unter der Leitung des Synodenpräsidenten Andreas Gubler. Nebst der Wahl von Carsten Mumbauer, dem Co-Pastoralraumleiter Brugg-Windisch, in den Kirchenrat, der die auf Ende Jahr zurücktretende Dorothee Fischer ersetzt, wurden das Budget 2023 und der Finanzplan 2024 bis 2026 verabschiedet, sowie die Anträge des Kirchenrats zur Ausbildungsförderung Katechese und kirchliche Jugendarbeit und zur Kreditabrechnung der Mitgliederdatenverwaltung genehmigt. Zum Start referierte Herr Dr. Michael Marti von Ecoplan über die zu erwartende negative Entwicklung der kirchlichen Steuereinnahmen.
Wahl in den Kirchenrat und Verabschiedung
Für die Nachfolge von Dorothee Fischer, die per Ende Dezember nach acht Jahren aus dem Kirchenrat zurücktritt, wurde Dr. Carsten Mumbauer für die Amtsperiode 2023-2026 neu in den Kirchenrat gewählt. Er ist Co-Pastoralraumleiter des Pastoralraums „Region Brugg-Windisch“ und Gemeindeleiter der Pfarreien St. Nikolaus Brugg sowie St. Marien Windisch. Er übernimmt das Ressort Katechese, das Dorothee Fischer in den vergangenen Jahren als Theologin, Seelsorgerin, Pastoralraumleiterin sowie als Gemeindeleiterin massgeblich geprägt und weiterentwickelt hat. Kirchenrat Luc Humbel verabschiedet sie mit grossem Dank für ihre engagierte und wertvolle Arbeit.
Ebenso verabschiedet wurde Markus Ursprung, der nach 32 Jahren als Mitglied der Synode und der Geschäftsprüfungskommission GPK zurücktritt, und Andreas Gubler, der das Präsidium der Synode auf das Legislaturende abgibt.
Ausbildungsförderung Katechese und kirchliche Jugendarbeit
Dem Antrag des Kirchenrats, das neue Praxisbegleitungskonzept für die Katechese und kirchliche Jugendarbeit zu genehmigen, wurde zugestimmt. Die Fachstellen Jugend und junge Erwachsene sowie Katechese-Medien, die im Aargau und für den Aargau Katechetinnen und Katecheten sowie Jugendarbeiterinnen und Jugendarbeiter nach «ForModula» praxisnah ausbilden, können neu sogenannte «Ausbildungs-Pastoralräume» schaffen, in denen die Ausbildung von qualifiziertem Personal noch besser gefördert werden kann. Die Auszubildenden dieser Pastoralräume besuchen ein Hospitationspraktikum, Interessierte an kirchlichen Berufen dürfen dort Schnupperpraktika absolvieren und Jugendliche können dort ihr Sozialpraktikum der Fachmittelschule absolvieren. Damit eine Person unkompliziert in einem Ausbildungs-Pastoralraum einen Ausbildungsplatz bekommen kann, unterstützt die Landeskirche die Ausbildung mit der Kostenübernahme der Stellenprozente für den/die Auszubildende/n jeweils für ein Jahr und finanziert Mentorinnen und Mentoren, welche die Auszubildenden während und nach dem Praktikum begleiten.
Kreditabrechnung Software Mitgliederdatenverwaltung»
Erfreulicherweise haben bereits knapp 85% der Kirchgemeinden die Software «KiKartei» für die Mitgliederdatenverwaltung eingeführt, für welche die Landeskirche die Kosten für die Kirchgemeinden vorfinanzierte. Eine einheitliche Mitgliederdatenverwaltung ermöglicht nicht nur Kosteneinsparungen und verursacht weniger administrativen Aufwand, sie wird dank dem Datenabgleich mit dem kantonalen Einwohnerregister auch die Qualität der Mitgliederdaten verbessern. Insbesondere wird es mit der Zeit möglich sein, kirchliche Informationen wie Tauf- oder Erstkommuniondaten auch nach einem Umzug zu sichern und damit die sogenannten «kalten» Austritte zu verringern. Die Synodalen genehmigten die Schlussabrechnung, so dass der Verpflichtungskredit abgeschlossen werden kann.
Budget 2023 und Finanzplan 2024-2026
Das Budget der Römisch-Katholischen Landeskirche Aargau für das Jahr 2023 mit einem Zentralkassenbeitragssatz von 2.70 % wurde von den anwesenden rund 150 Synodalen einstimmig genehmigt und der Finanzplan 2024–2026 zur Kenntnis genommen. Kontrovers diskutiert wurde vorab die Frage, in welchem Umfang die aktuell hohe Teuerung bei den Löhnen ausgeglichen werden soll. Herr Francis Kuhlen, Kirchgemeinde Lenzburg, reichte einen entsprechenden Änderungsantrag ein, mit welchem er einen tieferen Teuerungsausgleich von 2,0 % und einer individuellen Lohnerhöhung von 0,5 % (mit Ausnahme der Verwaltung 1,0 %) forderte. Das Parlament folgte schliesslich einem vermittelnden Vorschlag des Kirchenratspräsidenten, welcher gegenüber dem ursprünglichen Budget mit einem Teuerungsausgleich von 3,4 % den Ausgleich neu bei 3 % ansiedelt. Gleichzeitig wurde die Individuelle Lohnerhöhung von 0.75 % auf 0.5 % gekürzt, was Ersparnisse von insgesamt CHF 60'000.00 mit sich bringt.
Mitteilungen des Kirchenrats und des Bistums
Kirchenratspräsident Luc Humbel informiert über den Stand der laufenden Projekte. Auf gutem Weg sind die Kirchgemeinden mit der Umsetzung des Auftrags, ihr Informationsmanagement und die Archivierung gemäss den gesetzlichen Anforderungen zu regeln. Im Projekt «Zukunft Vielfalt Kirche Aargau», welches das Miteinander der «einheimischen Kirche» mit Migrantinnen und Migranten und auch den verschiedenen anderssprachigen Missionen weiterentwickeln will, wurden Anregungen zur Umsetzung erarbeitet (siehe www.kathaargau.ch/zukunft-vielfalt).
Der Bistumsregionalleiter Tobias Fontein informiert über die personelle Situation in den verschiedenen Pfarreien und über den Stand des synodalen Prozesses. Für den 7. bis 9. September 2023 soll eine zweite Synodale Versammlung im Bistum Basel einberufen werden.
Zukunft der Kirchenfinanzen
Herr Dr. Michael Marti, Bereichsleiter der Gesellschaft Ecoplan AG in Bern, erläutert in seinem Einstiegsreferat die Ergebnisse der Studie zur Zukunft der Kirchenfinanzen, die im Frühjahr gemeinsam durch die Evangelisch-Reformierte Kirche Schweiz (EKS) und die Römisch-Katholische Zentralkonferenz der Schweiz (RKZ) in Auftrag gegeben wurde. Gemäss Bundesamt für Statistik gehören aktuell rund 5 Millionen der ca. 8,7 Millionen bzw. 57 % der Einwohnerinnen und Einwohner der Schweiz einer der beiden grossen christlichen Kirchen an. Rund 3 Millionen oder 34.4 % der Gesamtbevölkerung bezeichnen sich als römisch-katholisch.
Im Zentrum der Studie standen die Fragen, wie und wie rasch sich die Steuereinnahmen der Kirchen in Zukunft verändern. Die Studie zeigt, dass sich der Rückgang der Mitglieder in den meisten Kantonalkirchen noch nicht auf die Einnahmen ausgewirkt hat. Da einige Kirchen ihre Einnahmen aufgrund höheren Wohlstands trotz sinkender Mitgliederzahlen sogar steigern konnten, blieben die Einnahmen aus Kirchensteuern in den letzten zehn Jahren schweizweit beinahe gleich. Aufgrund des Bevölkerungswachstums und der Zuwanderung aus dem Ausland hat die Zahl der Mitglieder der Römisch-Katholischen Kirche seit 2010 sogar zugenommen und geht erst seit 2016 leicht zurück.
Ohne geeignete Gegenmassnahmen wird der Mitgliederschwund jedoch weiterhin zunehmen, gemäss der Modellrechnung könnte sich die Mitgliederzahl in den Jahren bis 2045 um fast die Hälfte (Evangelisch-Reformierte Kirche) bzw. um einen Drittel (Römisch-Katholische Kirche) vermindern. Da die Landeskirchen im Kanton Aargau keine Kirchensteuern von juristischen Personen und keinen Staatsbeitrag erhalten, sind die Gesamteinnahmen eins zu eins von der Mitgliederzahl abhängig. Die Rückgänge betreffen vor allem die jüngeren Alterskategorien bis 44 Jahre. Die zu erwartende Abnahme der nachkommenden Mitglieder, wie der Kinder von Ausgetretenen, wird als grosse Herausforderung gesehen.
Für die kantonalen Landeskirchen bleibt es also zentral zu zeigen, welche gesamtgesellschaftliche Bedeutung die seelsorgerischen und karitativen Leistungen die Kirche auch für den sozialen Zusammenhalt und die Gemeinschaft erbringt.
Termine 2023
Die Konstituierende Synode findet am Donnerstag, 12. Januar 2023, 14.30 Uhr im
Grossratssaal in Aarau statt.
Die Frühlingssynode 2023 wird am Mittwoch, 14. Juni 2023, 13.30 Uhr in Aarau durchgeführt und die Herbstsynode 2023 am Mittwoch, 8. November 2023, 13.30 Uhr in Aarau.
Der Kanton Aargau ist Gastkanton an der Vereidigung der neuen Schweizergardisten vom 6. Mai 2023, dem Gedenktag des "Sacco di Roma" von 1527. Delegationen des Regierungsrats, des Kirchenrats der Römisch-Katholischen Landeskirche und weitere Gäste aus dem Kanton werden die Feierlichkeiten in Rom begleiten.
Am Freitag, 2. Juni 2023 wird die vierte «Lange Nacht der Kirchen» zeitgleich mit Österreich und anderen europäischen Staaten ökumenisch auch in der Schweiz stattfinden. Die reformierten und katholischen Landeskirchen der elf Kantone Aargau, Baselland, Bern, Freiburg, Graubünden, Jura, Luzern, Solothurn, Thurgau, Zug und Zürich werden ihre Kirchen an diesem Abend für die interessierte Öffentlichkeit zu öffnen.
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