Besuchsdienst-Tagung 2025 «Das Leben schreibt die schönsten Geschichten»

Besuchsdienst-Tagung 2025

Geschichten gehören zum Menschensein. Menschheitsgeschichte wurde schon immer in Geschichten tradiert, auch die Geschichte Gottes mit seinen Menschen wird in der Bibel mittels Geschichten erzählt. Wir Menschen denken in Geschichten, leben in Geschichten – unsere Geschichte das sind wir, das ist unsere Identität.

Im Besuchsdienst haben Geschichten einen zentralen Stellenwert. Neugierde, zuhören, Räume schaffen, Fragen stellen und Aufmerksam sein, das sind die Schlüsselqualitäten, damit sich Geschichten im Besuchsdienst entfalten können.

Samuel Steiner, Geschäftsleiter von Benevol Aargau, zeigte zum Einstieg seines Referates in einem Interview mit Alois Metz gleich ganz praktisch, wie wir mit Menschen ins Gespräch kommen können. Seine Einstiegsfrage: «Auf was bist du stolz in deinem Leben, was ist dir gut gelungen?» öffnete den Raum für eine humorvolle und tiefsinnige Geschichte. Samuel Steiner stellte verschiedene Gesprächsformen vor: Interview, moderierte Gespräche, thematische Gespräche, spontane Gespräche, Beratung, Verhandlung, etc. Er zeigte uns unterschiedliche Fragetypen auf und machte nochmals bewusst, dass ‘Aktives Zuhören’ den Raum in Begegnungen öffnet, das Gegenüber ernst nimmt und das Erzählen eigener Geschichten ermöglicht.

«Die Bereitschaft zum Zuhören ist im Besuchsdienst eine wichtige Gesprächsform.»

So das Fazit des Teilnehmers A.S.

Peter Michalik, Therapeut und Fachmitarbeiter Bildung und Propstei, servierte uns Geschichten, im wahrsten Sinne des Wortes, erhielten wir auf einem Tablet eine schön verpackte Geschichte serviert, mit roter Kellnerschürze und Krawatte.

Peter Michalik nahm uns so gleich ganz praktisch mit in die Faszination von Geschichten.

Geschichten bewegen unser Gehirn, Neues wird aktiviert und Schweres kann besser verarbeitet werden. Geschichten erzeugen Bilder und Emotionen, unser Gehirn kann sich Geschichten besser merken als Fakten.

Geschichten schaffen eine Bindung zwischen Menschen. In einem Selbstversuch erzählten sich zwei Teilnehmende eine Geschichte, wichtig dabei waren die Kriterien: eröffnen und zuhören, nicht bewerten, nonverbal bestätigen, nachfragen und zusammenfassen. Die Geschichten-Tandems schrieben die gehörte Geschichte auf und dann wurde die eigene Geschichte vorgelesen. «Sie hat meine Geschichte erzählt, wie ich sie erlebt habe.» So geht Wertschätzung von Menschen und ihren Geschichten.

Besuchsdienst-Tagung 2025 Peter Michalik
«Beim Geschichtenerzählen geht es um Emotionen, und die Emotionen übertragen sich.»

So das Fazit der Teilnehmerin H.S.

Zusammen mit Menschen im Besuchsdienst Geschichten zu entdecken, dazu gab uns der Geschichtenliebhaber Peter Michalik ein paar thematische Tipps: Stolz, das Nachdenken über Dinge in meinem Leben, auf die ich stolz bin erzeugt eine gute Stimmung und kann das Lamento unterbrechen und verändern. Weitere anregende Themen sind zum Beispiel: Entspannung, Dankbarkeit, Ehrfurcht und Freude.

…und die Moral von der Geschicht…ja, die stammt ursprünglich von Wilhelm Busch und seiner Bildergeschichte ‘Das Bad am Samstagabend. Das Bad der Brüder Fritz und Franz endet im Umkippen der Badewanne. Und die Moral von der Geschicht: Bad zwei in einer Wanne nicht. Bei der Moral von der Geschicht geht es um die Lernmöglichkeiten aus dem Erlebten der Geschichte, moralisch bedeutet dabei gut oder ethisch. Die Teilnehmenden erzählten zum Abschluss der Besuchsdiensttagung ihre Moral vom Weiterbildungstag: «Man kann auch mit den Augen zuhören», «Geschichten haben Kraft zur Veränderung, ja sogar zur Heilung», «Von der gehörten Geschichten gibt es eine Brücke zu meiner eigenen Geschichte», «Ich freue mich auf die Geschichten beim nächsten Besuch».

Karin Grösser, Fachstelle Diakonie